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Neues KI-Modell aus China sorgt für Aufruhr
“DeepSeek-R1 ist jetzt live und open source und konkurriert mit OpenAI's Model o1.” Mit dieser Kampfansage steigt DeepSeek in den Wettbewerb mit etablierten KI-Modellen wie OpenAI ein und stellt eine ernsthafte Konkurrenz zu den bislang etablierten KI-Modellen großer US-Unternehmen dar.
Das chinesische KI-Start-up hat mit der Veröffentlichung seines Modells R1 die Technologiewelt überrascht und die Aktienmärkte erschüttert. Dieses Open-Source-Modell bietet beeindruckende Leistungen bei geringen Kosten. Laut den gängigen Bewertungsmaßstäben bietet DeepSeek ähnliche Leistungen wie die aktuellen Modelle von Tech-Riesen wie Google und OpenAI und ist diesen in einigen Punkten sogar überlegen.
Was ist Deep Seek?
DeepSeek ist ein chinesisches KI-Start-up, das 2023 vom Hedgefondsmanager Liang Wenfeng gegründet wurde. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung fortschrittlicher Sprachmodelle und Künstlicher Intelligenz spezialisiert. DeepSeek setzt dabei auf Open-Source-Modelle, bei denen der Quellcode öffentlich einsehbar ist und von anderen für eigene Anwendungen benutzt werden kann.
Am 20. Januar 2025 stellte die chinesische Firma DeepSeek ihren KI-gestützten Chatbot R1 vor. Innerhalb kürzester Zeit erreichte die DeepSeek-App Platz 1 der meistgeladenen iPhone-Apps in den USA und überholte dabei ChatGPT. Auch im deutschen App-Store zählt DeepSeek zu den am häufigsten heruntergeladenen Apps. Nutzerinnen und Nutzer können mit der KI chatten, Dateien hochladen und sie für Web-Recherchen nutzen.
Was kann Deep Seek? Leistungsfähigkeit und Kosteneffizienz
DeepSeeks R1 gehört zu den modernen »Reasoning-Modellen«. Das heißt, es ist in der Lage, sein »Nachdenken« zu beschreiben und sorgt damit für bessere Nachvollziehbarkeit. Die KI antwortet dabei in Schleifen, überdenkt also die eigene Antwort. Auch OpenAI verfolgt diesen Ansatz bei seinem im Dezember 2024 vorgestellten Modell. Eine weitere Funktion des Modells ist die Multimodale Datenintegration, also die Verarbeitung von Text, Bild, Audio und Video simultan. Auch DeepSeeks neueste Version des Bildgenerators Janus soll es mit Dall-E 3 von OpenAI oder Midjourney aufnehmen können.
Besonders beeindruckend sollen die Fähigkeiten in Bereichen wie mathematischer Problemlösung, Programmierung und natürlicher Sprachverarbeitung sein. In Mathematik-Benchmarks übertrifft DeepSeek in der Genauigkeit der Antworten OpenAI knapp. Auch die Programmierfähigkeiten liegen auf Expertenniveau, DeepSeek übertrifft in Tests 96,3 % der menschlichen Teilnehmer.
Bemerkenswert dabei ist, dass das neue Modell nicht nur leistungsfähiger als seine westlichen Pendants sein soll, sondern auch deutlich kosteneffizienter. Während US-Technologieriesen wie Meta, Alphabet oder OpenAI für die Entwicklung seiner Modelle hunderte Millionen bis Milliarden von Dollar investiert haben, beziffert DeepSeek die Kosten für das Training der KI auf nur etwa 5,6 Millionen Dollar. Wie hoch die Gesamtentwicklungskosten nun wirklich sind, ist nicht bekannt. Da DeepSeek Teil des Chinesischen Hedge Fonds "High"Flyer ist, kann davon ausgegangen werden, dass das Unternehmen Zugriff zu wesentlich mehr als der angegebenen rund 6 Millionen Dollar hatte. Laut neueren Untersuchungen von SemiAnalysis könnten die tatsächlichen Kosten für die Entwicklung von DeepSeek-R1 bei etwa 1,3 Milliarden US-Dollar liegen, wenn man die Investitionen in Infrastruktur und GPUs berücksichtigt. Ein Grund für die geringen Entwicklungskosten kann auf die Effizienz in der Verwendung von Nvidia-Chips zurückgeführt werden. Laut eigenen Aussagen hat DeepSeek nur rund 2.000 solcher Chips benötigt. Diese Chips sollen zudem veraltet gewesen sein, da sie offenbar vor dem Exportverbot, das im Oktober 2023 erlassen wurde, gekauft wurden. Wettbewerber haben teilweise 16.000 oder mehr Chips für das Training ihrer Modelle verwendet. Als Reaktion auf diese Informationen erlebten die Nvidia-Aktien einen dramatischen Rückgang. Das zeigt, welche Auswirkung auf die Branche und den Wettbewerb DeepSeeks neuestes Modell hat.
Zensurmechanismen und Datenschutzbedenken
Ein wesentlicher Kritikpunkt an DeepSeek ist die Integration von Zensurmechanismen, die insbesondere politisch sensible Themen betreffen. Beispielsweise verweigert das Modell Antworten auf Fragen zu den Protesten und dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz 1989, zur Verfolgung der Uiguren oder zu Menschenrechten in China. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Es wird vermutet, dass Nutzerdaten auf Servern in China gespeichert werden. Das wirft Fragen zur Datensicherheit und zum Schutz der Privatsphäre auf. Laut Medienberichten wollen deutsche Datenschützer und Behörden hierzu beraten und die chinesische KI prüfen. Eine Option, um die Nutzung des Modells sicherer zu machen, könnte zum Beispiel der Zugriff über eine Schnittstelle auf Microsoft Azure sein. Kurz nach Veröffentlichung von Deepseek R1 hat Microsoft dieses Modell auf seiner Cloud-Computing-Plattform Azure verfügbar gemacht.
Chinas KI-Initiative
Der Erfolg von DeepSeek stellt nur einen kleinen Teil von Chinas weitreichenden Zielen im Bereich der Künstlichen Intelligenz dar. Laut dem "Beijing Artificial Intelligence Industry White Paper 2024" verfügt China über ein dynamisches und wachsendes KI-Ökosystem, weit vorn dabei die Hauptstadt Peking. Mit über 2.400 Unternehmen und 46 börsennotierten Firmen, die zusammen eine Marktkapitalisierung von 4,3 Billionen Yuan (etwa 590 Milliarden Dollar) erreichen, ist Peking sowohl in Sachen Innovation als auch in Bezug auf finanzieller Wertschöpfung führend. Allein im Jahr 2024 sind die privaten Investitionen in Generative KI (GenAI) um das Fünffache auf 3,15 Milliarden Dollar gestiegen. Vorangetrieben wurde dies durch die staatliche Unterstützung und einen starken Fokus auf branchenspezifische Anwendungen.
Ist DeepSeek das neue OpenAI?
DeepSeek hat mit seinem R1-Modell einen bedeutenden Schritt in der KI-Entwicklung gemacht und bietet eine kostengünstige und leistungsstarke Alternative zu etablierten Systemen. Allerdings werfen die Zensurmechanismen und Datenschutzbedenken Fragen auf, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Faktoren auf die Akzeptanz und den globalen Einsatz von DeepSeeks KI-Technologien auswirken werden. Einige Tech-Experten sind nicht sicher, inwiefern die Fähigkeiten von DeepSeek in der Tiefe wirklich besser sind als die des Marktführers OpenAI. Wir können gespannt sein, welche Reaktionen der etablierten KI-Riesen folgen und ob der aktuelle Hype begründet ist. Die Welt der KI bleibt äußerst progressiv und wandelt sich rasant. Unternehmen müssen hier genau hinschauen, auf welche Technologien sie setzen wollen.